LM-positiver Hund? Na und!
© Förderverein Arycan Gran Canaria e.V.
Linus zog Anfang Februar 2012 bei uns ein. Er kam aus Spanien und war damals drei Jahre alt.
In Deutschland angekommen ließen wir ihn nach ein paar Wochen auf die Mittelmeerkrankheiten testen – und bekamen das erschütternde Ergebnis, dass er sowohl Leishmaniose- als auch Babesiose-postitiv getestet war.
Erschütternd, weil beim ersten googlen nach Babesiose die erste Info „endet innerhalb von Tagen tödlich“ lautete. Nach weitergehender „Recherche“ und einem panischen Anruf bei meiner Tierärztin konnte ich dann doch beruhigt werden – es gibt eine subklinische Form, die vor allem in der Mittelmeerregion gehäuft auftritt und die NICHT tödlich enden muss. Also machten wir uns als erstes an die Behandlung der Babesiose. Zwei Injektionen mit Carbesia im Abstand von zwei Wochen (die zweite nur zur Sicherheit!) töten die Babesien zuverlässig ab. Nachteil der Spritzen ist, dass das Mittel wohl ziemlich brennt – aber dank meiner Tierärztin, die Linus ein Depot mit Kochsalzlösung und ein wenig lokalem Betäubungsmittel unter die Haut spritzte, in das dann erst das eigentliche Medikament gespritzt wurde, hat er alles gut überstanden. Wir haben zwar jeweils eine gute halbe Stunde auf dem Boden gesessen, bis die Kochsalzlösung per „Infusion“ unter der Haut eine dicke Beule gebildet hatte, aber Linus hat sich da vorbildlich verhalten und hat sich einfach die ganze Zeit über den Bauch kraulen lassen :o) …und die Beule war auch relativ schnell wieder weg! Babesiose konnten wir dann nach zwei Wochen „abhaken“ – blieb das „Damokles-Schwert“ Leishmaniose. Vielleicht ausgelöst durch den Stress beim Transport nach Deutschland oder generell die Veränderung seiner Lebensumstände, hatte er schon einen ziemlich schlimmen Schub. Aber „Bange machen“ gilt nicht – und schließlich gehörte er schon ab dem ersten Tag in Deutschland zur Familie… Ihn einfach wieder hergeben? Nie! Und schon gar nicht an so eine dumme Krankheit! Generell wird über Leishmaniose ja viel erzählt – mal liest man Horror-Stories, mal, dass es doch mit ein paar Tabletten jeden Tag getan sei… die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen… Linus übrige Blutwerte waren zum Glück noch weitgehend im grünen Bereich, aber uns war dennoch klar, dass wir es nicht erst nur mit Allopurinol „versuchen“ wollten. Aufgrund des wirklich hohen Titers haben wir gemeinsam mit unserer Tierärztin beschlossen, sofort eine Behandlung mit Milteforan zu beginnen. Allerdings ist dieses Mittel in Deutschland noch nicht zugelassen und musste –ebenso wie Carbesia- erst über eine internationale Apotheke bestellt werden. Wir behandelten Linus daraufhin über vier Wochen mit Milteforan und Allopurinol – was stellenweise eine echte Herausforderung war ;o) Milteforan verursacht häufig Übelkeit als Nebenwirkung (aber wenn das alles ist, das geht ja auch wieder vorbei!) – und das machte es zeitweise schwierig, ihm das „Zeug“ zu verabreichen… Zumal vermieden werden soll, dass es mit den Schleimhäuten in Berührung kommt – also einfach ins Maul spritzen war nicht… Bei diesen Aktionen kam uns unser Rudel zugute – bei mehreren Hunden guckt man halt manchmal nicht so genau hin und schluckt lieber runter bevor ein anderer es klaut ;o) Sahnewindbeutel waren uns z.B. eine gute Hilfe ;o))) Wer hierzu Tipps haben möchte, kann sich natürlich gerne bei uns melden! Nach Abschluss der vierwöchigen Behandlung mit Milteforan und Allopurinol hatten wir die Leishmanien wieder gut eingedämmt und setzten die Behandlung allein mit Allopurinol fort. Allopurinol sind die „Tabletten“ von denen manch einer schreibt, dass es damit getan sei – morgens und abends ein –auch noch recht günstiges- Medikament geben und schon kann man die Leishmaniose vergessen… naja, nicht ganz… Allopurinol hemmt die Synthese von Purinen im Wirtsorganismus. Da Leishmanien nicht in der Lage sind, diese Purine selbst herzustellen und daher auf eine Versorgung über den Wirt angewiesen sind, werden sie in ihrer Entwicklung gehemmt – leider nicht ausgerottet. Das Problem bei der Hemmung der Purinsynthese ist aber, dass dadurch das Risiko für den Hund an Blasensteinen zu erkranken signifikant steigt. Um diese Gefahr zu senken, bekommt Linus solange er Allopurinol nehmen muss, eine purinarme Diät. Einen hohen Puringehalt haben zum Beispiel Innereien, Haut und Knochen – aber da lässt sich einiges ja relativ gut vermeiden… es gibt dann halt statt Niere lieber Sahnequark ;o) Das alles ist kein Hexenwerk – nur manchmal wegen der Deklarationen bei Fertigfutter ein wenig schwierig. Mittlerweile gibt es aber schon gute Internetseiten auf denen man sich informieren kann! Und bei Fragen helfe ich auch gerne so gut ich kann! Heute ist Linus ein „normaler“ Hund, der jede Menge Blödsinn im Kopf hat und sein Leben genießt!
Und sich manchmal sogar als Frau Holle betätigt ;o)
In diesem Sinne – keine Angst vor Leishmaniose, man kann es wirklich gut in den Griff bekommen!
© Natascha Türk
FÖRDERVEREIN ARYCAN Gran Canaria e.V.