© Förderverein Arycan Gran Canaria e.V.
Unsere Tiere kommen fast alle aus der Albergue Banaderos – einer Auffangstation oder wie manch einer sagen würden
„Tötungsstation“. Wir vermeiden diesen Ausdruck, da wir gemeinsam mit dem betreibendenVerein der Meinung sind,
dass „Tötung“ nicht die Hauptaufgabe dieser Station sein soll, sondern dass sich dortvor allem erst einmal um die
aufgenommenen Tiere gekümmert werden muss. Mehr über dieAlbergue Banaderos erfahrt Ihr unter
„Wo kommen unsere Hunde her“.
Das neue Familienmitglied kommt in der Regel mit dem Hundefänger in diese Auffangstation,seine Vorgeschichte ist
meist absolut unbekannt (in Ausnahmefällen werden die Tiere vomBesitzer selbst abgegeben – aber das ist nicht die
Regel). Die Tiere sind zwar vor der Vermittlungimmer einige Zeit dort untergebracht, aber auch hier leben sie nur in
einem Zwinger. Der Kontaktzu Menschen beschränkt sich in der Regel auf Andrea, die die Tiere mehrmals wöchentlich
besucht,auf Syra, die sie ebenfalls immer im Auge behält und auf die Pfleger, die füttern und die Zwinger säubern und
ab und an auf ein paar freiwillige Helfer. Aber wie so oft fehlt es an Zeit – sich intensiv um die einzelne Fellnase zu
kümmern ist oft nicht drin… zuviele Tiere müssen gecheckt,untersucht, behandelt oder auch nur gefüttert werden.
Zudem stehen die Tiere dort oft unter Stress –wenn z.B. die Zwingerbelegung geändert wird, neue Hundekumpel
dazukommen oder andereden Zwinger verlassen.
Obwohl Andrea sich einiges an Zeit nimmt, die Tiere kennenzulernen und auch die Pfleger und Syra bei der Einschätzung
beraten, ist es daher eigentlich unmöglich, 100% verlässliche Aussagenüber die jeweiligen Charaktereigenschaften zu
treffen.
Manch ein Hund, der im Zwinger als „hyperaktiver Wirbelwind“ bekannt war…
… entwickelt sich im neuen Zuhause zur ausgeglichen Schmusebacke :o)
Oder der schüchterne kleine Terrier-Mix, der nur froh war, endlich ein wenig Beachtung zu bekommen…
… hätte nicht übel Lust zuhause die Weltherrschaft an sich zu reißen ;o)))
In der Regel sind jedoch die Aussagen zum Charakter sehr zutreffend. Wir möchten nur deutlich machen, dass man keine
Garantie für eine Charaktereigenschaft eines Tieresgeben kann, wenn man nicht eine ganze Zeit lang mit ihm zusammen
gelebt hat. Meistens müssendie Tiere auch erst einmal im neuen Zuhause „ankommen“ und entwickeln sich dann weiter.
Wir möchten unsere Hunde keinesfalls schlecht machen – im Gegenteil: Die meisten unserer Schützlinge entwickeln sich
im neuen Zuhause sehr positiv, wir möchten lediglich den „worst case“ beschreiben, um schlimme Überraschungen bei den
neuen Hunde-Eltern zu vermeiden.
Das neue Rudelmitglied kann im Zweifel
- bei der Ankunft verstört sein und sich erst mal zurückziehen
- von Durchfall und einigen "Mitbewohnern" geplagt (Würmer, Milben, Zecken, …) sein.
- unter Umständen mit einem „einzigartigen“ Geruch ankommen
- Angst haben, in einer neuen und für ihn völlig fremden Welt allein zu sein und
deswegen zunächst nicht alleine bleiben, was er durch Jaulen und Bellen kundtun kann
- Wiese und Wohnungsboden nicht unterscheiden. Im Zwinger konnte man schließlich überall hinpinkeln.
- Ihre Katze zum Fressen gern haben (auch wenn unsere Hunde den „Katzentest“ erfolgreich bestanden haben, kann es
durchaus anfangs zu Problemen kommen, wenn z.B. die Katze wegläuft. Beim Katzentest kann immer nur die
grundsätzliche Reaktion auf Katzen getestet werden, da dieser Test mit den Katzen der Auffangstation erfolgt)
- das Halsband und das lange Ende daran seien unter seiner Würde finden.
- weder "Sitz" noch "Platz"
- den Inhalt Ihres Mülleimers dem liebevoll hergerichteten Napf vorziehen
- schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht haben
- seinen so lange eingeschränkten Bewegungsdrang vielleicht nicht sofort kontrollieren
- einfach völlig verunsichert und überfordert mit Allem und Jedem sein und bringt dies vielleicht sogar durch Schnappen
zum Ausdruck
- anfangs ein sehr ruhiger Kerl sein, der aber nach einer Eingewöhnung ein richtiges Powerpaket wird und ständig Action
haben will
- versuchen, mit seinem Charme und seinem Dickkopf die gesamte Familie an der Nase herum zu führen
- Auto fahren überhaupt nicht vertragen
- aggressiv gegenüber den anderen tierischen Mitbewohnern reagieren und muss dann erst malräumlich getrennt wohnen
Ebenso kann leider nicht garantiert werden, dass trotz regelmäßiger medizinischer Untersuchungen auch das ein oder
andere kleine gesundheitliche Problem nach der Ankunft auftaucht.
Unsere Hunde werden alle von unserer Vereinstierärztin Syra Roiz Martin untersucht und gegebenfalls behandelt.
Sie werden ausnahmslos auf Filaria getestet und beieinem positiven Testergebnis wird umgehend mit der Behandlung
bei der FachtierärztinDr. Elena Carretón von der Uniklinik Las Palmas begonnen – mehr dazu in unserem „Filaria-Text“.
Im Gegensatz zu den anderen Mittelmeerkrankheiten kann man bei Filaria die Hunde relativ gut mit einer Prophylaxe
versorgen, so dass einer erneuten Ansteckungentgegengewirkt werden kann.
Ein Test auf alle Mittelmeerkrankheiten ist nur im Einzelfall bei Symptomen angezeigt. Denn selbst ein negatives Ergebnis
kann sich durch nur einen Sandmückenstich am Abend der Blutabnahme schonwieder als „überholt“ darstellen. Ein der-
artiger Test ist leider immer nur eine Momentaufnahme und daher unserer Meinung nach erst wirklich sinnvoll, wenn das
Risiko einer Ansteckung am „Tag drauf“nicht mehr gegeben ist – in Deutschland!
Natürlich sollte man nichts zu 100% ausschließen, aber auf den kanarischen Insel ist das Risiko einer Infektion mit
Leishmaniose verschwindend gering und die meisten anderen Mittelmeerkrankheiten sind durchaus gut behandelbar –
weitere kurze Infos findet Ihr hier.
Hunde, die humpeln oder sich sonst auffällig verhalten, werden natürlich immerund sofort medizinisch versorgt. Man muss
jedoch bedenken, dass Hunde – gerade im Rudel,also auch im Zwinger – „körperliche Gebrechen“ so gut es geht zu
verstecken versuchen – um von denanderen nicht als schwach angesehen zu werden. Es kann daher durchaus sein,
dass kleinere Probleme erst im neuen Zuhause auffallen können.
Gerade ältere Hunde haben oft auch Zahnprobleme. Bei Schmerzen oder schlimm aussehenden Zähnen, wird noch
vor Ort eine Zahnsanierung durchgeführt.
Hier muss man jedoch bedenken, dass dieser Eingriff nicht bei allen Tieren durchgeführt werden kann – und vielleicht
auch nicht immer sollte?
Unsere Tierärztin hat leider auch nur zwei Hände – und ihre Hauptaufgabe ist die Kastration der vermittelten Tiere.
Oberste Priorität hat zwar immer die Linderung von Schmerzen!
Aber direkt danach kommt die Verhinderung von ungewolltem Nachwuchs! Wenn Ihr daneben noch Zeit bleibt,
werden selbstverständlich auch schon mal die Zähnebei Hunden saniert, wo es noch keine ernsthaften Probleme
mit den „Beisserchen“ gibt – wie z.B. bei Wisi:
Manchmal bleibt auch abzuwägen, ob man das Narkoserisiko eingeht – oder ob es für das Tier nicht vielleicht ange-
nehmer wäre, die Behandlung erst im neuen Zuhause durchzuführenund die damit verbundene Narkose dann im eigenen
Körbchen ausschlafen zu können…
Wir bemühen uns wirklich alle Tiere gesund auf die Reise zu schicken. Wurmkuren und Flohmittel sind auch selbst-
verständlich – und trotzdem kann sich mal ein Floh im Fell verstecken und als blinder Passagier mit nach Deutschland
reisen… Manchmal hält das Immunsystem auch verschiedenste Erreger gut in Schach. Der Transport und auch die neue
Lebenssituation bedeuten erst einmal Stress für das Tier.
Das kann dann dazu führen, dass das Immunsystem einen kleinen Knacks bekommt und z.B. Ohrmilben darin „ihre
Chance sehen“… eine Garantie auf völlige Gesundheit kann es leider nicht geben.
Vieles davon tritt - wenn überhaupt - noch auf der Pflegestelle auf.
Die Hunde lernen auf den Pflegestellen schon sehr viel. Sie lernen das Leben im Haus, erste Verhaltensregeln,
werden stubenrein. Manchmal kommt es auf dem Flug auch zu Ohren- oder Augenentzündungen, manchmal auch zu
Erkältungen. Dann ist ein Besuch beim Tierarzt von Nöten. Auch ein Test auf Mittelmeerkrankheiten kann gemacht werden.
Aber auch die Pflegestellen können keine Garantien geben. Auch sie sind nicht immer in der Lage innerhalb von manchmal
wenigen Tagen in ein Tier vollständig „hinein zu gucken“. Ein endgültiges Zuhause ist auch nach dem Umzug von einer
Pflegestelle immer mit Veränderungen verbunden und es kann dann auch immer noch zu KLEINEN Überraschungen
kommen.
Das wird wenn überhaupt nur in den seltensten Fällen der Fall sein – aber wie bereits gesagt: Wir möchten nur den
„schlimmsten Fall“ beschreiben… um „böse“ Überraschungen zu vermeiden!
Bei einer Adoption direkt aus dem Süden oder zeitnah nach der Ankunft in Deutschland sollte man sich immer bewusst sein,
dass es sich quasi immer um ein „Blind Date“ handelt, mal mehr, mal weniger… Wir teilen Ihnen nach bestem Wissen und
Gewissen dieCharaktereigenschaften, die ein Tier in der Auffangstation und ggf. in der Pflegestelle gezeigt hat, mit.
Das Verhalten kann sich aber in einem eigenen Zuhause, mit anderen Vierbeinern und neuen Menschen jedoch wieder
ganz anders zeigen. Es ist dann besonders wichtig, die Gründe für evtl. unerwünschtes Verhalten zu erforschen
und die Bereitschaft mitzubringen, daran zu arbeiten.
Wie z.B. Zebo´s oder Chica´s Menschen… beide Rudel haben aus verängstigten Hunden fröhliche Fellnasen
machen können:
All die vorgenannten Widrigkeiten schildern wirklich nicht die Regel, sondern vielmehr die Ausnahme! Wir möchten aber
einfach nur im Vorfeld auf mögliche Anfangsschwierigkeiten hinweisen.
Und sollte es wirklich einmal Probleme geben, stehen wir gerne mit Rat und Tat zur Seite!
Wir wünschen uns sehr, dass sich von diesen „Risiken“ niemand abschrecken lässt, sondern „jetzt erst recht“ einer
unserer Fellnasen ein Zuhause geben möchte :o)
Sie alle hätten es so sehr verdient!
HERZLICHEN DANK!
FÖRDERVEREIN ARYCAN Gran Canaria e.V.