© Förderverein Arycan Gran Canaria e.V.
Eingewöhnung & Sicherung
FÖRDERVEREIN ARYCAN Gran Canaria e.V.
Wer einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert, will eigentlich nur eines: Einem armen Geschöpf ein neues glückliches Zuhause schenken. Man will dem neuen Familienmitglied nur Gutes tun und hofft, dass „hund“ auch sofort versteht, dass ihm von nun an nichts Böses mehr widerfahren soll. Leider braucht es oft einige Zeit, bis die Hunde ihren neuen Menschen gegenüber genug Vertrauen aufgebaut haben. Manche Hunde kommen aus schwierigen Verhältnissen, andere sind ehemalige Straßenhunde. Oft haben sie in ihrem bisherigen Leben wenig Positives durch Menschen erlebt oder lebten relativ isoliert. Bei den Tieren, die in der Albergue Insular von den Hundefängern eingeliefert werden, ist oft nichts über die Vorgeschichte bekannt, deswegen lässt sich nicht vorhersagen, wie sie in verschiedenen Situationen reagieren werden. Manche Hunde scheinen völlig entspannt und gelassen – und haben dann doch zunächst einmal große Angst vor etwas - manchmal auch vor völlig unkalkulierbaren Dingen. Bei manchen sind es große Männer mit Hut, die sie vor Angst erstarren lassen – manchmal ist es aber auch nur die Mülltonne, die abends auf einmal den gewohnten Gassiweg versperrt. Es kann auch sein, dass die Hunde als Welpen keinen oder kaum Kontakt zu Menschen hatten und daher noch keine f este Bindung zum Menschen aufgebaut haben. Damit die Fellnasen sich im neuen Zuhause schnell richtig wohlfühlen können, empfehlen wir das Tier erst einmal in Ruhe ankommen zu lassen und innerhalb der kommenden Tage und Wochen gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und ihm zu zeigen, die Zeit der Einsamkeit, Angst, Unruhe oder Unsicherheit nun vorbei ist. Zeit ist hierbei das Wichtigste! Besonders an dem Tag, an dem Sie ihn nach Hause holen, sollte Sie alles sehr langsam angehen. Lassen Sie ihn in aller Ruhe sein neues Zuhause erkunden, alles abschnüffeln und jede Ecke untersuchen. Sollte das neue Familienmitglied ein eher unsicherer Kandidat sein, eröffnen sie ihm sein neues Reich nicht auf einmal, sondern nach und nach. Rufen Sie ihn nicht ständig zu sich, sondern überlassen Sie dem Hund die Entscheidung, ob er zu Ihnen kommen möchte. Gehen Sie nicht alle gleichzeitig auf ihn zu und bedrängen Sie ihn nicht. Auch kann es ihn überfordern, wenn alle auf ihn einreden und/oder ihn mit Leckerchen „bombadieren“. Vielleicht beobachten Sie ihn einfach nur. Sprechen Sie ruhig und geduldig mit ihm. Wenn er nicht auf Sie reagiert, werden Sie nicht lauter. Denn der Grund wird weniger in einem tatsächlichen Hörproblem liegen, sondern vielmehr darin, dass Ihr Hund Sie tatsächlich nicht versteht! Und ein Anschnauzen wird ihn eher verunsichern, anstatt ihm helfen, Ihren für ihn noch unverständlichen Anweisungen zu folgen. Körperliches Bedrängen- z.B. umarmen Kinder sehr gerne die Hunde- sollte auch auf alle Fälle vermieden werden! Geben Sie dem Hund und sich Zeit. Überfordern Sie den Hund nicht, indem Sie gleich die ganze Familie, Nachbarn oder Freunde einladen- ihn „vorführen“, längere Zeit außer Haus sind oder Aktivität an Aktivität reihen. Das heißt aber nicht, dass sie ihm rund um die Uhr Gesellschaft leisten müssen. Gewöhnen Sie ihn langsam und ihn kleinen Schritten daran, dass es völlig in Ordnung ist, auch mal alleine zu bleiben. Bieten Sie dem Hund mehrere Schlaf- und Rückzugsplätze an. An Stellen die ihm Ruhe geben und er nicht nonstop Reizen ausgesetzt ist und welche, von denen gerade unsichere/ängstliche Hunde aus ihren Menschen und neuen Reizen zugucken können und sich so an sie gewöhnen können. Scharfe Worte, Ungeduld, ungerechtes Verhalten, zügellose Wut und Unbeherrschtheit zerstören das Vertrauen, das sich ja langsam bei Ihrem Hund aufzubauen beginnt. Tun Sie ihm das nicht an. Bitte vergessen Sie nicht, dass dieses Tier sehr wahrscheinlich keine so einfache Vergangenheit hatte, und es wirklich verdient hat, dass Sie ihm als berechenbaren, fairen und verständnisvollen Partner und Freund entgegentreten! Mitgefühl, Respekt und Einfühlungsvermögen ist das, was der Hund jetzt dringend von Ihnen braucht. Mitleid hilft ihm nicht. Es gilt jetzt in erster Linie Vertrauen und Bindung aufzubauen. Förderlich dafür sind gemeinsame Spiele und Aktivitäten. Ruhige Spiele eignen sich da besser. Man kann Suchspiele im Haus, Garten oder auch unterwegs mit dem Hund machen. Gesucht werden kann Futter, Spielzeug oder auch Personen (z.B. die Kinder oder Sie selbst). Sehr interessant für den Hund sind auch Futterbälle oder Kongs. Es gibt zahlreiche Rezepte und der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Man kann den Hund auch über einen Baumstamm laufen oder springen lassen, auch mal gemeinsam. Loben Sie ihn viel, ja, besser noch freuen Sie sich richtig über die verschiedenen Dinge, die er tut. Später finde ich Körperkontakt also Kuscheln ganz wichtig für die Bindung. Vielleicht kommt es auch einmal zu einer Situation, in der der Hund Sie anknurrt. Seien Sie nicht entsetzt darüber. Knurren gehört zu den hündischen Kommunikationsmitteln. Es ist ein distanzforderndes Signal, dem aber bestimmt schon einige „Konfliktsignale“ wie Kopf/Blick abwenden, blinzeln, züngeln (über seine Lefze lecken) vorausgegangen sind. Wenn der Hund Sie anknurrt, sollte man es ihm auf keinen Fall verbieten indem man „Nein“ „Pfui“ oder „Aus“ sagt. Daraus könnte der Hund unter Umständen nur lernen, das Knurren in Zukunft zu unterlassen, es wurde ihm ja verboten und/oder brachte ihm nicht den gewünschten Erfolg (Distanz). Doch wenn es wieder zu einer für ihn unangenehmen Situation kommt, würde er vielleicht, da Knurren nicht erwünscht ist, vehementer in seinem Abwehrverhalten werden und tatsächlich ohne Vorwarnung schnappen, wenn nicht sogar beißen. Deshalb sollte man dem Hund auf sein Knurren die geforderte Distanz geben. Solange er knurrt wenden Sie Ihren Blick ab und drehen sich etwas zur Seite. Sobald er aufhört - gehen Sie weg. Jetzt kann man sich überlegen, warum der Hund geknurrt hat und kann daran arbeiten, dass der Hund in Zukunft nicht mehr die Notwendigkeit sieht, in dieser Situation zu knurren. Bedenken Sie immer, das Vertrauen muss noch wachsen. Neben diesen Tipps, die dem Tier das Ankommen im neuen Rudel leichter machen sollen, gibt es auch immer noch das große Problem der Sicherung beim Spaziergang. Es kann Wochen oder auch Monate dauern bis ein Hund das nötige Vertrauen zu einem Menschen aufgebaut hat. Auch wenn man meint, er ist nicht mehr ängstlich und hat sich toll in die Familie integriert, kann es in den ersten Wochen durchaus immer noch zu Situationen kommen, in denen der Hund „in alte Muster“ zurückfällt – in die Zeit als weglaufen bei Angst das für ihn einzig Richtige war. Eine Fehlzündung beim Auto kann für ihn wie ein Schuss klingen – und vor lauter Schreck versucht er nur noch zu fliehen. Dabei ist dann auch ein Halsband kein großes Hindernis. Ein panischer Hund entwickelt wahnsinnige Kräfte und schon so mancher hat sich schneller losgerissen als man gedacht hätte. Benutzen Sie daher bitte eine „doppelte Sicherung“ bei den Gassigängen in den ersten Wochen. Hier zwei Beispiele:
Zusätzlich zu einem Geschirr ein Halsband und dazu auch 2 Leinen. Eine wird mit dem Geschirr - die andere mit dem Halsband verbunden. Die Geschirrleine können Sie sich zur noch besseren Sicherheit um den Bauch binden und die Halsbandleine in der Hand halten. Natürlich hört sich das nach viel Aufwand an, wenn der Hund eigentlich gar nicht ängstlich ist und entspannt neben den neuen Familienmitgliedern herläuft. Aber er kann sich erschrecken – und die wenigsten Leute können sich vorstellen, wie schnell ein Hund sich aus dem Halsband oder einem Geschirr winden kann und man dann mit Geschirr und Leine in der Hand dasteht und der Hund läuft um sein Leben in den Straßenverkehr… Lassen Sie Ihren neuen vierbeinigen Freund bitte mindestens so lange auch nicht von der Leine, bis Sie 100% sicher, dass Ihr Hund eine tiefe, enge Bindung zu Ihnen aufgebaut hat und keinerlei Angstverhalten mehr an den Tag legt (frühestens nach 3 Monaten). Eine Schleppleine kann da sehr gute Dienste leisten! Bitte achten Sie immer darauf, dass Ihr Hund auch sonst keinerlei Möglichkeit zur Flucht hat (z.B. durch offene Autotüren, Haus-oder Hoftüren, Fenster, Balkon-Terrassentüren, Gartentörchen, über Zäune usw.)! Unterschätzen Sie Ihren Hund NIE! Er kann ggf. meterhohe Hindernisse überwinden! Bitte sprechen Sie uns bei Fragen und Probleme an – wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite!